Über die Kunst auf dem Weg zum Frieden – so lässt sich die Vision von “The Art Road to Peace” am besten beschreiben. Der deutsche Verein TAMAD (www.tamad.org), übersetzt „Freunde des Tel Aviv Museum of Art Deutschland“, hat sich zum Ziel gesetzt, jüdische, muslimische und christliche Kinder sowie Jugendliche aus allen sozialen Schichten zusammenzubringen, damit sie sich in der inspirierenden Atmosphäre des Tel Aviv Museum of Art besser kennenlernen und gemeinsam die grenzenlose Welt der Kunst entdecken können.
In diesem Rahmen verbringen die Kinder zusammen einen Tag im Museum und nehmen an gemeinsamen Workshops teil.
Seit fast einem Jahr sind mein Mann und ich aktive Mitglieder in diesem Verein. In den Faschingsferien 2019 flogen wir mit unserem 13-jährigen Sohn Lennart Samuel nach Tel Aviv, um dort „The Art Road to Peace“ hautnah mitzuerleben und zu verstehen, wie die Kunst zur „Verständigungsbrücke“ zwischen den Kindern aus unterschiedlichen religiösen und sozialen Schichten werden kann. Gemeinsam mit den Initiatoren von Tamad (Hélène und Samy Gleitman) sowie der pädagogischen Leiterin des Tel Aviver Museums, Shani Almog haben wir ca. 40 Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren aus einer arabischen und jüdischen Schule in Nazareth eingeladen, an den Kunstworkshops teilzunehmen. Viele dieser Kinder und auch deren Eltern hatten vorher noch nie ein Museum besucht. Da die jüdischen Kinder Ivrit (Amtssprache neuhebräisch) und die arabischen Kinder Arabisch sprechen, haben wir Dolmetscher engagiert, die in die jeweils andere Sprache während der Workshops übersetzten.
Die Kinder wurden nach einem kurzen Imbiss in drei Gruppen aufgeteilt. In der Warm-up und Kennenlernphase haben wir pro Gruppe ein Bild ausgesucht. Über dieses Bild wurde dann in den jeweiligen Gruppen gesprochen und zueinander Kontakt aufgenommen. Anlässlich des diesjährigen 100. Bauhaus-Jubiläums fiel in einer der Gruppen die Wahl auf den jüdisch-russischen Maler Wassily Kandinsky (Improvisationen).
Anfänglich war die Skepsis zwischen den Kindern noch sehr hoch. Die Kinder saßen getrennt und wagten kaum den Kontakt zur anderen Gruppe. Aber spätestens beim anschließenden Würfelspiel – hier mussten mehrere gemischte Aufgaben in der Gruppe gelöst und kreativ umgesetzt werden – war die Scheu verflogen. Am Ende der Veranstaltung waren erste Kontakte zwischen den Kindern geknüpft, Handynummern ausgetauscht und versprochen, sich weiterhin zu sehen. Das wird sicherlich nicht bei allen Kindern gelingen, aber vielleicht bei einigen. In der Tat, so die Rückmeldung aus anderen Workshops, treffen sich einige der Kinder nach dem Workshop auch in der jeweiligen Heimatstadt wieder und halten Kontakt.
Diese Kinder werden sich hoffentlich insbesondere in konfliktären Situationen daran erinnern, dass Achtung und Respekt eine wichtige Grundlage für ein friedvolles Miteinander bilden.
Der gemeinnützige Verein TAMAD lebt vor allem von den Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Je mehr Mitgliedsbeiträge und Spenden fließen, desto mehr Kinder können an „The Art Road to Peace“ teilnehmen. In 2018 nahmen ca. 2.000 Kinder daran teil.
Dank der großzügigen Spende der Schinzler Stiftung in Höhe von 2.500 Euro konnten daher Anfang März 2019 40 Kinder an den Workshops teilnehmen.
Um noch einen nachhaltigeren Effekt zu erreichen, haben wir gemeinsam mit Shani Almog überlegt, dass die Kinder nicht nur einmalig am Friedensprojekt teilnehmen, sondern mehrfach. Zudem arbeiten wir gerade gemeinsam mit Hélène Gleitman und Shani Almog, an einem Konzept, wie einzelne Kinder aus arabischen und jüdischen Schulen zu „Streitschlichtern“ ausgebildet werden könnten.
Wir danken herzlich Hélène und Samy Gleitman, die TAMAD e.V. gegründet haben und leiten, sowie Shani Almog, der pädagogischen Leitung des Tel Aviv Museum of Art, die uns an diesem Projekt teilhaben lassen. Vor allem aber danken wir dem Vorstand der Schinzler Stiftung, die so schnell und unkompliziert das Projekt unterstützt und der Spende zugestimmt hat.
Ein wichtiger Schritt zum Frieden - (Schalom) שלום
Dr. Angelika Sturny , HR 1.2